Der Rauhaarige Fuchsschwanz
Erscheinungsbild
Die krautige Pflanze wird zwischen 15 und 100 cm hoch und ist häufig an der Spitze zurückgekrümmt.
Die Stengel sind meist aufrecht abstehend verzweigt, kurz bis flaumig-zottig behaart und manchmal besonders im unteren Teil mit rötlichen Streifen überlaufen. Die ganze Pflanze ist weißlich blassgrün, grasgrün oder bläulichgrün. Die Laubblätter sind wechselständig, lang gestielt, eiförmig und am Ende zugespitzt. Die Keimblätter sind länglich mit abgerundeter Spitze. Die Blattunterseiten, Blattstiele und -stengel sind meist rot-violett überlaufen. Das obere Ende der dicken Wurzel ist oft auffällig rot.
Die unscheinbaren Einzelblüten des Rauhaarigen Fuchsschwanzes sitzen in dichten, grünlichen, ährigen, endständigen Blütenständen. In den Blattachsen sitzen außerdem weitere, kleinere Blütenstände. Die Einzelblüten haben meist fünf spatelförmige Perigonzipfel mit einer kleinen Stachelspitze. Da auch die etwa 5 mm langen Vorblätter der Blüten steif und bespitzt sind, fühlen sich die Blütenstände rau bis stachelig an. Die Blütezeit ist von Juli bis September.
Die Frucht der Pflanze wächst in Kapselform, ist schwach faltig bis glatt und öffnet sich oben mit einem tellerförmigen Deckel. Die Frucht ist 1,5 - 1,8 mm lang, also meist deutlich kürzer als das Perigon (Blütenhülle, die aus mehreren gleichartigen Blütenblättern besteht).
Wuchsbedingungen
Der Rauhaarige Fuchsschwanz ist eine wärmeliebende Art und kommt daher in gemäßigten bis wärmeren Gebieten des Tief- und Hügellandes vor. Er bevorzugt stark besonnte, trockene bis frische Ruderalflächen wie Äcker, Schutt-, Müll- und Umschlagplätze und Böschungen.
Auf Deponien wächst er an den Ober- bis Unterhängen, wo er anfänglich stark vertreten ist und später, aufgrund des späten Keimzeitpunktes, bald verdrängt wird.
An großen Flüssen findet sich der Rauhaarige Fuchsschwanz an den im Sommer trockenfallenden Uferstreifen und auf Sand- und Kiesbänken. Inzwischen konnte er sich aufgrund der Eingriffe des Menschen in die Natur auch in naturnahe Flussvegetation verbreiten - man zählt ihn zu den Epökophyten (kulturabhängige Arten).
Im Ackerbau wird die Pflanze zu einem Problem wird, da sie typische Unkrauteigenschaften aufweist und äußerst konkurrenzstark gegenüber Feldfrüchten ist. Vor allem Maisäcker und Hackkulturen wie Zuckerrübenfelder, aber auch Gärten und Weinberge sind betroffen.
Die Keimzeit des Rauhaarigen Fuchsschwanzes ist im späten Frühjahr und Sommer; die optimale Keimtemperatur liegt über 20 °C .
Durch das späte Aufkommen wird er von Bodenherbiziden oft nicht mehr erfasst, was seine Bekämpfung erschwert. A. retroflexus verträgt keinen Frost und überdauert den Winter als Samen.
Außerdem stellt die Art eine Charakterpflanze stickstoffreicher Böden dar, denn die Keimung sowie das Wachstum werden durch Nitrat deutlich gefördert.
Einbringungswege
Der Rauhaarige Fuchsschwanz wurde durch den verstärkten internationalen Handel unbeabsichtigt aus Nordamerika auf die Kontinente verschleppt. Vereinzelte Ansätze die Art zu kultivieren spielten bei seiner Verbreitung keine große Rolle.
Die Ausbreitung von Amaranthus retroflexus erfolgt über bis zu einer Million Samen pro Pflanze. Diese Samen sind sehr gut schwimmfähig. Sie bleiben über viele Tage an der Oberfläche und können an Flüssen sehr weit ausgebreitet werden. Auch durch Vögel, die die Samen fressen, ist eine Verbreitung möglich.
Anthropogen kann die Verbreitung auf unterschiedliche Weisen erfolgen. Es werden durch den Straßenbau, wasserwirtschaftlichen Bau und die Landwirtschaft Pionierflächen geschaffen, auf denen der Rauhaarige Fuchsschwanz bestandsbildend Fuß fassen kann, wenn es nicht gelingt, die offenen Flächen standartgerecht zu begrünen.
Andere Wege zur Verbreitung von Samen sind z.B. der Abbau von Kies für die Wegbefestigung, die Entsorgung von Gartenabfällen in die freie Landschaft, Deponierung von Bauschutt uvm.
Da es sich bei Amaranthus retroflexus um eine wärmeliebende Art handelt wird seine Ausbreitung nach Norden durch die Klimaerwärmung stark gefördert.
Bekämpfungsmaßnahmen
Im Hausgarten kann man den Rauhaarigen Fuchsschwanz aus dem feuchtem Boden leicht herausziehen. Dies sollte wenn möglich vor der Blüte geschehen, damit sich auf keinen Fall die langlebigen Samen ausbilden können.
Potentielle Standorte in der Umgebung sollten regelmäßig kontrolliert und erste Vorkommen sofort eliminiert werden. Durch Bepflanzung solcher Flächen mit einheimischen und an die Umgebung angepassten Pflanzen kann die Besiedelung durch den Rauhaarigen Fuchsschwanz zumindest unterdrückt werden.
Auf keinen Fall sollten reife Fruchtstände kompostiert werden.
Im Ackerbau kann der Neophyt im Rahmen der landwirtschaftlichen Unkrautregulierung bekämpft werden.
Hier ist zu beachten, dass er anders als andere Ackerunkräuter erst nach dem Mais keimt und so nicht von der Vorlaufbekämpfung erfasst wird, was durch die zusätzliche Behandlung zu höheren Bekämpfungskosten führt.
Hinzu kommt, dass inzwischen auch herbizidresistente Arten auftreten. Beispiele für geeignete Wirkstoffe zur Bekämpfung wie etwa Dicamba, Dimethenamid und Foramsulfuron für Maisäcker und andere Feldfrüchte, sowie einige Präparate sind auf der Homepage der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) nachzulesen:
http://www.lfl.bayern.de/ips/landwirtschaft/unkrautsteckbrief/13286/
Weitere Informationen im Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Zur%C3%BCckgebogener_Amarant
http://www.floraweb.de/neoflora/handbuch/amaranthusretroflexus.html
http://www.uni-bayreuth.de/obg/ausstellungen/ausstellung_neophyten/03_Merkmale.pdf
http://www.lfl.bayern.de/ips/landwirtschaft/unkrautsteckbrief/13286/
http://abf.boku.ac.at/abfherb/details.php?id=67
http://www.flogaus-faust.de/text/amarretr.htm
Copyright der verwendeten Bilder: Günther Blaich, Dr. James Altland , United States Department Of Agriculture,