NSG-c 39 Raabtaltarme Schiefer-Hohenbrugg mit angrenzenden Flächen
Bez. Südoststeiermark
GEBIETSBESCHREIBUNG:
Das Naturschutzgebiet „Hohenbrugg-Schiefer" mit einer derzeitigen Fläche von rund 16,5 ha liegt im östlichen Raabtal in den Gemeinden Hohenbrugg-Weinberg, Schiefer und St. Martin an der Raab.
Im Zuge der landwirtschaftlichen Intensivierung des Raabtales wurde im Zeitraum 1964 - 1969 mit der Grenzstreckenregulierung die hier bereits stark mäandrierende Raab begradigt und viele Mäander abgetrennt, die in weiterer Folge vielfach zugeschüttet und landwirtschaftlich genutzt wurden. Einige Mäander dienten auch zwischenzeitlich als illegale Mülldeponien, um später ebenfalls landwirtschaftlich genutzt zu werden. Mit der Raabregulierung und der landwirtschaftlichen Intensivierung wurde der ursprünglich vielfältige Lebensraum der Raabauen größtenteils zerstört. Es blieben nur mehr wenige verlandete oder wasserführende Altarme wie in den Gemeinden Hohenbrugg-Weinberg, Schiefer und St. Martin übrig. Um zumindest einen kleinen Teil dieser Altarme nachhaltig zu schützen, wurden mehrere Altarmbereiche des Raabtales unter Schutz gestellt, so auch das Kernstück des Naturschutzgebietes „Hohenbrugg-Schiefer", welches schon 1982 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.
Über das Naturschutzprojekt „Mein Quadratmeter Raabtal", welches in den späten 1990er Jahren ins Leben gerufen wurde, wurden sukzessive an die Altarme angrenzende, landwirtschaftliche Flächen angekauft.
Durch Rückführung dieser Flächen von der intensiven Ackernutzung zur traditionellen Wiesen- und Weidenutzung, das Anlegen von Landschaftselemente (Hecken, Einzelbäumen) sowie Gestaltung und Management der Altarmreste wurde ein rund 19 ha großer Bereich nach ökologischen Kriterien entwickelt. Schließlich wurde 2014 das Naturschutzgebiet auf steirischer Seite über die Einbindung der restlichen Auwaldbereiche, sowie dieser neu gewonnenen Flächen erweitert und umfasst gegenwärtig eine Fläche von rund 16,5 ha.
Bislang konnte eine Reihe von EU-Schutzgutarten im Naturschutzgebiet nachgewiesen werden, davon reproduzieren einige Arten, vom Eisvogel bis zum Halsbandschnäpper, auch regelmäßig auf der Fläche des Schutzgebietes.
Die Röhrichtzonen sowie die schmalen Auwaldreste bieten nicht nur Brut- und Rückzugsmöglichkeiten für zahlreiche störungsempfindliche Tierarten während der Fortpflanzungszeit, sondern dienen auch als wichtiger Rastplatz für verschiedenste Vogelarten am Durchzug.
Die Altarmreste selbst haben darüber hinaus eine große Bedeutung als Laichhabitat für Fische. Dadurch stellen sie wiederum eine wesentliche Nahrungsgrundlage für seltene fischfressende Vogelarten, wie Nachtreiher und Eisvogel, sowie dem Fischotter dar. Um die Funktion des steirisch burgenländischen Grenzaltarmes als Bruthabitat für pflanzenlaichende Fische und Amphibien und Nahrungshabitat für Wasservögel (Bekassine, Waldwasserläufer, Flussuferläufer, Wasserralle, Teichhuhn etc.) zu verbessern, wird dieser alljährlich von Frühjahr bis Herbst aufgestaut.
Neben dem überregionalen naturschutzfachlichen Wert und der wichtigen Funktion als Hochwasserretentionsraum hat sich dieses Gebiet zu einem bedeutenden Naherholungsraum und Naturerlebnisraum im Bereich des Raabtalradweges entwickelt. Der Bereich der Altarme Hohenbrugg und Schiefer mit den umgebenden Wiesen und Weiden ist der letze Zeuge einer traditionellen Kulturlandschaft wie sie bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts typisch für das ganze Raabtal war.