Natura 2000 - Pürgschachen-Moos und ennsnahe Bereiche zwischen Selztal und dem Gesäuseeingang
- Verordnung (RIS)
- Infofolder
- Vorprüfungspflichtige Vorhaben
- Managementplan-Kurzfassung
- Fachbericht Lebensraumtypen
- Fachbericht Moore
- Fachbericht Fledermäuse
- Fachbericht Fischotter
- Fachbericht Schmetterlinge
- Fachbericht Vögel
- Maßnahmenbericht und Projektsynthese
Vogelschutz-Gebiet, Fauna-Flora-Habitat-Gebiet
mittlere Seehöhe: 630 m
Fläche: 1613 ha
Der Charakter des inneralpinen, in einer tektonisch determinierten und glazial überprägten West-Ost-Furche verlaufenden Längstales setzt sich im steirischen Ennstal östlich von Liezen bis zum Gesäuseeingang fort. Die Breite des mit diluvialen Sedimenten aufgefüllten Talbodens umfasst 1,2 bis 1,5 Kilometer.
Der Ennsfluss mäandrierte einst infolge des sehr geringen Gefälles in weiten Schlingen von einer Talseite zur anderen, wobei die aus verlandeten, flachen nacheiszeitlichen Seen entstandenen Talmoore umflossen wurden. In den Jahren 1863 bis 1870 wurde die große Ennsregulierung durchgeführt und dabei die meisten Flussschlingen abgetrennt. Im Raum Ardning-Admont-Gesäuse waren dies: Mödringer-Durchstich, Frauenberger-Durchstich, Pichlmaier-Durchstich, Sauhapen-Durchstich, Admonter-Durchstich, Kornbauer-Durchstich, Kader-Durchstich, Grabner-Durchstich und Simmerbauern-Durchstich.
In der Folge verblieben zahlreiche wassergefüllte Altarme, welche zur Verlandung preisgegeben wurden. Deren Reste sowie die zahlreichen, in den alten Flussbetten entstandenen Streuwiesen mit Phragmition-, Magnocaricion- oder Molinion-Gesellschaften zählen heute zu den wertvollsten Refugien für gefährdete und seltene Tier- und Pflanzenarten. Auf diese hat der Naturschutz sein ganzes Augenmerk zu richten und alle Anstrengungen zum Management und Ankauf von Habitatflächen zu unternehmen. Durch Meliorierung wurden große Feuchtgebietsflächen entwässert und somit intensiv genutztes Grünland (Fettwiesen) oder Ackerland (Admonter Getreideanbau, zunehmender Anbau von Silomais) für die Landwirtschaft geschaffen.
Von den zahlreichen, perlschnurartig aneinandergereihten, großen Talmooren des Ennstales blieben infolge Entwässerung, Torfstich und Aufforstung meist nur mehr degenerierte Reste erhalten (Selzthaler Moos, Frauenberger Moos, Pichlmaier Moos, Admonter Moos, Krumauer Moos). Die einzige Ausnahme bildet das Pürgschachenmoos, welches noch weitgehend den ursprünglichen Charakter eines Latschenhochmoores mit Bulten und Schlenken, einschließlich der typischen Pflanzengesellschaften Caricetum limosae, Sphagnetum magellanici und Pino mugo-Sphagnetum magellanici, aufweist. Da ein tiefer Entwässerungsgraben das Moor umgibt, das ursprüngliche Lagg und Randgehänge nicht mehr vorhanden sind, ferner die peripheren Moorgebiete entwässert, melioriert oder aufgeforstet sind, ist der etwa 6 Meter mächtige Torfkörper des Hochmoores (Catotelm) bereits von stetigem Wasserverlust und Biomasseabbau bedroht. Eine 1993 vom WWF erarbeitete Expertise zum Schutz und Management des Pürgschachenmoores weist eindringlich auf diese ernste Gefährdung hin.
LIFE Projekt 1995-1998
Südlich und östlich des Pürgschachenmoores blieben drei Flusswindungen bis zum Mödringer - Durchstich erhalten. An der ersten, unmittelbar südlich des Pürgschachenmoores, befindet sich der unter Naturschutz stehende, etwa 1,5 ha große Auwaldrest beim Klausner. Es ist dies eine Grauerlen-Silberweidenau mit mächtigen Bäumen. Die forstliche Nutzung ist hier eingestellt. Die Verjüngung des Auwaldes wird durch den Schutz eines abgrenzenden Weidezaunes gewährleistet. Altholz- und Totholzbestände bilden Reliktbiotope für xylobionte Insekten. Die Feuchthaltung des Auenbodens wird durch alljährlich wiederkehrendes Hochwasser des Ennsflusses und Bärengrabenbaches bewirkt.
Flussabwärts ist der nächste bedeutende Feuchtgebietskomplex des Mödringer Altarmes bei Frauenberg mit Auwaldresten und mehreren hervorragenden Iris sibirica-Orchideen-Wiesen, welche im Biotoperhaltungsprogramm (BEP) der Steiermärkischen Landesregierung stehen. Besonders am Innenbogen befinden sich ausgedehnte Röhrichtzonen mit Phragmites australis, Carex elata und Iris sibirica. Der stellenweise von Fichtenaufforstungen durchsetzte Auwald gehört dem Typus Grauerlen-Silberweiden bzw. Grauerlen-Eschen-Auwald an. Das Gewässer wird privat für Fischereizwecke genutzt. Der Hauptgrundbesitzer hat sich bisher erfolgreich gegen eine Unterschutzstellung gewehrt.
Im Gebiet der Mooswiesen, westlich der Frauenberger Landesstraße nach Aigen b. Admont befinden sich einige Flächen mit Phragmition (Iris sibirica), Molinion und Polygono-Trisetion, welche durch weiter betriebene Meliorierung stark gefährdet sind. Der nächste bemerkenswerte Feuchtgebietskomplex liegt im Gebiet des Pichlmaier-Durchstiches, nördlich des Anwesens Treffner in Aigen b. Admont sowie im Gebiet des Sauhapen-Durchstiches (Cordon-Altarm), nördlich des Anwesens Wolfsbacher, ebenfalls in Aigen b. Admont.
Im ersten Gebiet befinden sich entlang des ehemaligen Enns-Außenbogens noch bedeutende Phragmition-Röhrichte, Großseggenrieder, Arzneibaldrian-Mädesüß-Fluren sowie einzelne kleine Wasserflächen. Weiter im Osten folgen etwas großflächigere Phragmition-, Iris- und Mädesüßröhrichte. Im eigentlichen Cordon-Altarm schließlich existiert, dank der Pflege des Besitzers (Lamprecht vlg. Wolfsbacher) ein vielfältiges und artenreiches Biotopmosaik, bestehend aus Großseggenriedern, Kleinseggenriedern, Phragmition-Röhrichten mit großflächigen Iris sibirica-Beständen, Sumpfreitgras-Schilfbeständen, Großseggenriedern mit Calmus und Iris pseudacorus, einem Sphagnum cuspidatum Schwingrasen mit einem Massenbestand von Lysimachia thyrsiflora (Seltenheit! Gefährdungskategorie 1 in RL!, zweiter Fundort in der Region!), einem Birken-Stieleichen-Moorrandwald sowie mehreren oligotrophen bis meso- oder eutrophen Tümpeln und Weihern. Das Gebiet ist auch Brutgebiet des Wiesenpiepers (Anthus pratensis, Gef. A.4/-).
Etwa 4,5 ha hat der Besitzer im BEP stehen. Weitere 4 ha bietet der Besitzer zum Kauf an. Davon hat der österreichische Naturschutzbund 1,5 ha (samt dem Schwingrasenmoor) gepachtet.
Wiederum bedeutende Feuchtgebietskomplexe befinden sich im Gebiet östlich von Admont, nördlich und südlich des regulierten Ennsflusses, bis zum Gesäuseeingang, wo die Enns mit einem Mal wieder den Charakter eines wilden Gebirgsbaches annimmt. Im Gemeindegebiet von Hall liegt unterhalb einer alten Flussterrasse die Grieshoflacke, deren Wasserfläche in der Zugzeit von Dutzenden seltenen Vogelarten aufgesucht wird. In den Röhrichtinseln brüten Entenarten sowie schon selten gewordene Rohrsängerarten. Leider steht nur die Wasserfläche unter Naturschutz. Die artenreichen grundwasserfeuchten Iris- und Orchideenwiesen im Norden der Lacke befinden sich im BEP der Landesregierung. Weitere kleine Wasserflächen und vor allem sehr großflächige Phragmition-Röhrichte befinden sich weiter östlich im ehemaligen Grabner-Durchstich.
Etwa 4 ha davon hat das Land angekauft. 2,8 ha stehen im BEP. Weitere 2 ha sollen käuflich erworben werden. In diesem Gebiet finden Röhrichtvögel eine ausgezeichnete Brutmöglichkeit. Westlich von Weng, vor der Laufferbauernbrücke, folgen weitere bedeutende Phragmition-Röhrichte mit wertvollen Wasserflächen. Südlich der Enns liegt ein ausgedehnter Feuchtgebietskomplex in der KG Krumau. Er enthält Phragmition-Röhrichte, Iriswiesen, Großseggenrieder, Kleinseggenrieder, Pfeifengraswiesen (Lebensraum des Kl. Nachtpfauenauges), Grauerlen-Weiden-Eschen-Auwälder, Moorwaldreste und mehrere kleine und größere Stillgewässer, welche häufig von Wasservögeln aufgesucht werden, jedoch meist als Fischteiche des Stiftes Admont genutzt werden. Am Scheiblteich und am kleineren Narrenteich bildeten sich ausgedehnte kalkreich-eutrophe Verlandungsmoore mit hohen Horsten aus Carex elata und dichtem Phragmites-Typha-Röhricht. Auf die hohe Bedeutung dieser naturnahen Fischteiche, samt ihrer Verlandungszone, als Biotop für Brut- und Zugvögel sowie für sommerliche und winterliche Nahrungsgäste wurde bereits hingewiesen.
Im Gebiet des alten Ennsflussbettes beim Anwesen Kader befindet sich ein kalkreich-mesotrophes Verlandungsniedermoor mit freien Grundwasserspiegeln und reichlichem Gehölz-Jungwuchs. Auch dieser Bereich gehört zu den wertvollsten Vogelbrut- und Nahrungsbiotopen des Admonter Beckens.
Die ehemals vorhandenen Hochmoore haben die Stiftsforste zur Gänze zerstört und aufgeforstet. Die Fichten stehen in engen, schattigen Reihen, entwickeln sich nur kümmerlich oder sterben im hohen Grundwasser nach einigen Jahren ab. Flussabwärts der Laufferbauernbrücke beginnt der ca. 1.700 m lange Bereich des Gesäuseeingangs mit den Flusskatarakten der Enns, welcher am 26.1.1988, mit Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Liezen, zum Naturdenkmal erklärt wurde.
Bemerkenswert sind hier die Grauerlen-Eschen-Auen, z.T. auf einer Insel, sowie die großen Schotterbänke an den Gleithängen und ausgekolkte Steilufer an den Prallhängen.
Gemeinden im Natura 2000-Gebiet
Admont, Ardning, Selzthal