Europatag 2015: Die Steiermark hält ein Plädoyer für die Gemeinschaft!
Auslandssteirerinnen und Auslandssteirer schildern Perspektive zur EU
Graz, 6. Mai 2015 - Der Europatag am 9. Mai 2015 stand in der Steiermark unter dem Motto „Europa - Ein Plädoyer für die Gemeinschaft". Europalandesrat Christian Buchmann hatte zu einer Festveranstaltung ins ORF-Landesstudio Steiermark eingeladen, bei der sieben Auslandssteirer/innen schilderten, wie man die EU in anderen Ländern sieht.
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Buchmann rief in seinem Plädoyer dazu auf, bei allen aktuellen Diskussionen über Griechenland- und Euro-Krise nicht auf die wichtigste Errungenschaft des gemeinsamen Europa zu vergessen: „Die EU ist ein beispielloses, einzigartiges Friedensprojekt und diese Funktion ist nicht hoch genug einzuschätzen. Selbst wenn nur das Ziel einer Friedensunion erreicht worden wäre, hätte das gemeinsame Europa seinen Zweck mehr als erfüllt", so Buchmann, der gleichzeitig darauf verwies, dass sich die Zusammenarbeit der Staaten und Regionen in Europa auch positiv auf den Wohlstand auswirkt.
Ehrengast Prof. Paul Lendvai warnte in seinem Festvortrag zum Thema „Das alte Europa und der neue Nationalismus" vor populistisch-nationalistischen Tendenzen: „Die EU ist für mich unbestritten die wichtigste Errungenschaft der europäischen Politik seit dem Zweiten Weltkrieg. Diese Erfolgsgeschichte wird allerdings von links und von rechts mit wachsender Aggressivität bekämpft und die Leistungen bei der Entgrenzung Europas verniedlicht. Die gefährlichste Herausforderung für die Zukunft Europas ist der neue populistische Nationalismus."
Auslandssteirer schildern verschiedenste Blickwinkel auf die Europäische Union
In der anschließenden Diskussionsrunde stellten Auslandssteirer dar, wie die EU in jenen Ländern gesehen wird, in denen sie leben. So sehen Polen in der EU in erster Linie die Freiheit und Selbstbestimmung, die nach langer Fremdbestimmung in Europa erlangt wurde, schilderte Michael Ganser, der an der Jagellonen-Universität in Krakau tätig ist. In Spanien, so meinte der Steirer Georg Pichler von der Universität Alcalá, kehrte sich die langjährige Pro-EU-Stimmung: Nun wird Brüssel für Arbeitslosigkeit und Einkommensverluste verantwortlich gemacht. In Großbritannien so Wirtschaftsanwalt Leo Borchardt, gäbe es ein deutliches Stadt-Land-Gefälle in der Stimmung: London sei absolut „pro", ländliche Regionen gleichzeitig eindeutig „kontra" EU.
Auch außerhalb der EU-Mitgliedsstaaten ist die Meinung zur EU unterschiedlich - etwa in der Schweiz oder der Türkei. So wird etwa die Regulierungswut der Europäischen Union skeptisch gesehen, die Union aber auch als großer Wirtschaftsraum mit Zukunftschancen bewundert. In den USA assoziiert man die Europäische Union stets als Wirtschafts- und praktisch nie als Friedensprojekt, sagte die Journalistin Barbara Gasser. In Russland dagegen, so der Journalist Eduard Steiner, habe es Putin in den vergangenen Jahren gekonnt geschafft, die EU gemeinsam mit den USA für sämtliche Übel verantwortlich zu machen: So sei die Union etwa an den (eigentlich hausgemachten) Strukturschwächen oder am gesunkenen Ölpreis, dem Kursverfall des Rubels sowie am Wachstum des Faschismus in der Ukraine schuld.