Schmetterlinge und Co
In einem Zeitraum von über 27 Jahren lang haben Insektenkundler des Entomologischen Vereins Krefeld ein Monitoring in 63 deutschen Naturschutzgebieten durchgeführt. Wissenschaftler von der niederländischen Radboud University in Nijmegen haben diese Daten nun ausgewertet und publiziert. Das Ergebnis ist besorgniserregend. Die jährliche Gesamtmasse an wirbellosen Tieren hat um durchschnittlich 76% abgenommen.
Insekten gehören zu der artenreichsten Tiergruppe. Der Verlust der Insekten wirkt sich kaskadenartig auch auf andere Lebewesen und auf das gesamte Ökosystem aus. Bienen, Hummeln und auch Schmetterlinge sind für die Vermehrung vieler Pflanzen sowie für die Bestäubung von Obst und Gemüse von besonderer Bedeutung. Sie sind jedoch nicht nur Pflanzenbestäuber, sondern regulieren ebenso Schädlinge oder dienen anderen Arten wie z.B. Jungvögeln als Nahrung.
Bis heute gibt es keine wissenschaftlichen Studien über die Gründe dieses Rückgangs, aber verschiedene Hypothesen, die hier kurz erwähnt werden.
1. Einsatz von Pestiziden: Durch den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden wird neben Schädlingen leider auch eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten geschädigt. Pflanzenschutzmittel unterscheiden in ihrem Wirkungsziel nicht zwischen Schädlingen und Nützlingen.
Während es sich bei Glyphosat um ein Unkrautvernichtungsmittel (Herbizid) handelt, töten Neonicotinoide (Insektizid) tierische Schädlinge. Da Glyphosat als Breitbandherbizid alle Pflanzen tötet, die nicht dagegen resistent sind, verringert sich dadurch auch der Lebensraum vieler Insekten (Insekten benötigen spezielle Pflanzen für ihre Entwicklung). Besonders spezialisierte Arten, die an einen bestimmten Landschaftstyp oder eine spezielle Nahrungsquelle gebunden sind, sind daher vom Rückgang der Pflanzenvielfalt betroffen.
Neonicotinoide hingegen greifen schädigend in das Nervensystem von Insekten ein. So sind Veränderungen im Orientierungssinn, Senkung der Fortpflanzungsfähigkeit, Reduktion des Lernvermögens, Schwächung des Immunsystems usw. dokumentiert.
2. Fehlen von schmalen Feldrändern, Hecken, Böschungen, Waldrand- und Ufervegetationen: Landschaftselemente sind für zahlreiche Insektenarten unersetzliche Rückzugsräume, Entwicklungsräume und Nahrungsquellen.
Durch kleine Maßnahmen wie das Anlegen von blühenden Hecken und Blühstreifen kann für Insekten einiges erreicht werden - auch bei großen landwirtschaftlichen Flächen. Feldränder oder Pufferstreifen ohne blütenreiche Krautvegetation sind für die Artenvielfalt eher bedeutungslos.
3. Monokulturen im Agrarbereich:
Durch den jährlich gleichen Anbau eines Gewächses laugen die Böden bei Monokulturen nach kurzer Zeit aus und die Böden müssen gedüngt werden. Doch die künstlich geschaffene Fruchtbarkeit wirkt sich negativ auf die Böden und in weiterer Folge auf die Biodiversität im weiteren Umfeld aus. Diese fehlende Artenvielfalt in Monokulturen zieht wiederum mehr Schädlinge und Krankheiten an, die mit Pestiziden bearbeitet werden müssen.
4. Erhöhter Stickstoffgehalt in den Böden: Eine Überversorgung mit Stickstoff (Eutrophierung) hat negative Auswirkungen auf die Vegetation und auf ihre Artenzusammensetzung. Pflanzen und Tiere, die an nährstoffarme Lebensbedingungen angepasst sind, können durch stickstoffliebende Arten die sich dann stärker ausbreiten, verdrängt werden. Dieser Verlust der Pflanzenvielfalt führt unweigerlich dazu, dass auch das Blütenangebot für die meisten Insekten zurückgeht. Es gibt viele Insektenarten, die sich nur auf speziellen Pflanzen entwickeln.
5. Mähverhalten: Ein zu häufiges Mähen führt unweigerlich zu einer Störung des Fortpflanzungserfolges von Insekten. Dies kann auf 2 Gründe zurückgeführt werden. Einerseits werden durch zu häufiges Mähen die für die Entwicklung der Insekten notwendigen Pflanzen durch die Mahd entfernt, - andererseits kommt es auch direkt zur Vernichtung von Entwicklungsstadien, wenn Pflanzen gemäht werden, auf denen bereits z.B. eine Eiablage stattgefunden hat.
6. Verlust der genetischen Vielfalt: Ursprünglich zusammenhängende Lebensräume werden durch den Bau von Siedlungen, Industriegebieten, Straßen, Bahnlinien sowie Ausbau landwirtschaftlicher Nutzflächen zerschnitten. Dadurch entstehen Verinselungen, die dazu führen, dass es zu einem Verlust der genetischen Vielfalt kommt.
7. Lichtverschmutzung: Zahlreiche nachtaktive Falter werden von künstlichen Lichtern angezogen, sie umkreisen die künstlichen Lichtquellen unablässig und verbrauchen dabei reichlich Energie. Viele Falter sterben an Erschöpfung oder verbrennen sich. Daher sollte man LED-Leuchten oder Natrium-Dampf-Hochdrucklampen als nächtliche Außenbeleuchtung verwenden.
Einige insektenfreundliche Gartentipps
Jeder kann die Insektenvielfalt vor der eigenen Haustür fördern. Selbst ein Balkon oder ein kleiner Garten bieten dazu einige Möglichkeiten. Wer über eine nicht gepflegten Bereich in seinem Garten hinwegsehen kann, lässt einen Teil des Grundstücks verwildern oder sät eine Wildblumenwiese an. Jeder kann etwas für den Erhalt der nützlichen Insekten tun. Insektenfreundliche Gärten, die ganzjährig ein Nahrungsangebot und Nistplätze bieten, werden in unserer Kulturlandschaft immer wichtiger.
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Setzen sie blühende Kräuter wie Oregano, Borretsch, Koriander oder Thymian: diese Kräuter können sie auch zum Kochen verwenden. Auch Lavendel ist eine beliebte Nektarquelle und duftet nebenbei noch hervorragend. Diese Kräuter passen gut in Blumenkisten und brauchen wenig Platz. Lassen sie die Kräuter auch blühen! DamitInsekten von den Kräutern profitieren können, müssen sie natürlich auch Blüten entwickeln. Auch wenn einige Kräuter vor der Blütezeit vollständig für verschiedene Speisen verarbeitet werden, kann es sich durchaus lohnen einen Teil dieser Pflanzen zur Blüte zu bringen. Insekten erhalten Nahrung, viele Blüten geben einen hervorragenden Duft und sind optisch ansprechend. Um über einen möglichst langen Zeitraum Nektar und Pollen anzubieten, sollten Sie viele unterschiedliche Kräuter anbauen.
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Bestimmte Pflanzen verschönern nicht nur den Garten, sie bieten Bienen, Hummeln und Schmetterlingen ausreichend Pollen und Nektar sowie einen geeigneten Lebensraum. Schaffen Sie in Ihrem Garten einen Bereich, in dem das Gras wachsen und Blumen wie Löwenzahn, Astern, Flockenblume oder Gänseblümchen gedeihen können. Daher wäre es wichtig, verschiedene Wiesenbereiche zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu mähen. So ist immer ein Bereich mit günstigen Lebensbedingungen für Insekten vorhanden.
Es sind vor allem heimische Wildpflanzen, die den Schmetterlingen, Wildbienen und vielen andere Insekten reichlich Nahrung bieten. Weniger geeignet sind dagegen Zierpflanzen mit gefüllten Blüten, die nur wenig Nektar und Pollen enthalten. Der Efeu ist besonders beliebt bei Bienen - diese Kletterpflanze trägt bis in den Winter Blüten und bietet einigen Insektenarten Unterschlupf in der kalten Jahreszeit. -
Heimische Sträucher wie Faulbaum, Gewöhnlicher Schneeball, Schwarzer Holunder oder ein Schlehenstrauch können die nichtblühende Thuje ersetzen. Heimische Sträucher sind nicht nur Futterpflanzen für Raupen, sondern bieten auch einen Unterschlupf für viele weitere Insektenarten.
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Setzen sie Sal-Weiden - diese ökologisch wertvolle Art blüht bereits im März und wird von zahlreichen Insekten als erste Nahrungsquelle angenommen. Die Blätter werden von vielen Schmetterlingsraupen als Nahrung genutzt. Die Weiden sollen aber erst nach der Blüte geschnitten werden, um so Pollen und Nektar für die Insekten zu erhalten.
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Obstbäume und Obsthecken wie Apfelbaum oder der Brombeer- und Himbeerstrauch bieten den Insekten einen optimalen Lebensraum und ihre Früchte sind wohlschmeckend.
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Bei vielen unbeliebt, aber das Eldorado für Schmetterlinge - die Brennnessel. Sie ist eine Wunderpflanze, bedenkt man, dass sie als Heil-, Düngepflanze und als perfekter Lebensraum für über 100 Insektenarten Bedeutung hat! Wenn sie Brennnesseln stehen lassen, helfen sie z.B. dem Nachwuchs von Admiral, Kleinem Fuchs, Tagpfauenauge oder Landkärtchen. Auch Disteln und andere scheinbare "Unkräuter" sind für viele Raupen wichtige Nahrungsquellen.
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Aufstellen eines Insektenhotels: Man kann sie kaufen oder sogar selber bauen. Anleitungen findet man im Internet. Die Einzelgänger unter den Wildbienen brauchen Hohlräume in Holz oder Stängeln, in der Erde oder in Steinen, um darin ihre Brutkammern anzulegen.
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Vermeiden sie die Verwendung von Kunstdünger und Pestiziden. Benutzen sie Biologische Dünger wie z.B. Kompost.