Geschichte
Von der Vereinsschule zum Konservatorium
1816
Singschule des Vereines eröffnet.
1819
Klassen für Blasinstrumente, Kontrabass und Gesang, in der Folge weitere Instrumentalklassen.
1840
Wegen Überschuldung steht die Vereinsschule vor ihrer Schließung, ein Gesuch der Vereinsleitung an die Landstände um Unterstützung wird von der Regierung nicht bewilligt. Erst die Fürsprache Erzherzog Johanns beim Kaiser hat Erfolg:
"Ich genehmige die von den steyermärkischen Ständen dem dortländigen Musikvereine aus dem Domesticalfonde zu gedachte Unterstützung gegen dem, dass derselbe über seine Vermögensgebahrung für die Dauer der Unterstützung jährlich einen Ausweis mitzuteilen habe.
Ferdinand."
1846
Fallweise Einführung eines Unterrichtsgeldes (für Kinder von Nichtmitgliedern). Ab 1869 obligatorisch.
1889
Die Steiermärkische Sparkasse erwirbt das Gebäude Griesgasse 29, in dem bis dahin das zweite k.k. Staatsgymnasium untergebracht war, und stellte es dem Musikverein "zu einem mäßigen Mietzins" für die Vereinsschule zur Verfügung. Für die Adaptierung sorgt die Sparkasse.
1920
Gestattung zur Führung des Konservatoriumstitels.
1934
Das Konservatorium erhält das Öffentlichkeitsrecht (Staatsgültige Prüfungen).
1935
Der Verein bringt sein größtes Opfer zur Erhaltung des Konservatoriums: die "Kaisersammlung", ein Geschenk Kaiser Franz Josephs I., den wertvollsten Teil der Musikaliensammlung Kaiser Franz I. (II.) enthaltend, wird verkauft.
Die Zeit während des Zweiten Weltkriegs (1939 - 1945)
Am 1. April 1939 wird das Konservatorium vom Verein abgetrennt, verstaatlicht und in den Aufbauplan des Steirischen Musikschulwerkes einbezogen (Hochschule für Musikerziehung in Eggenberg, Landesmusikschule, Musikschulen für Jugend und Volk in 18 Kreisstädten des Gaues Steiermarks). Mit Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 und dem damit verbundenen Ende des Dritten Reiches schloss auch die Staatliche Hochschule für Musikerziehung in Graz (Schloss Eggenberg) ihre Pforten.
Die weitere Entwicklung des Konservatoriums seit 1945
1945
Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung, die Anstalt als Steiermärkisches Landeskonservatorium mit öffentlichen Mitteln weiterzuführen.
1952
Unter der Direktion von Dr. Franz Mixa Wiederaufbau des Schulgebäudes in der Griesgasse, das einen neuen Haupteingang in der Nikolaigasse erhielt. Der Konzertsaal wurde für 150 Personen wieder errichtet und in den gesamten zerstörten östlichen Gebäudeteil ein drittes Stockwerk einbezogen. Die Bibliothek wurde ebenfalls restauriert und reorganisiert.
1957
Neben seiner Tätigkeit als Landesmusikdirektor übernahm Dr. Erich Marckhl auch die Direktion des Steiermärkischen Landeskonservatoriums.
1958
Das Landeskonservatorium erhält sein Schulstatut, dessen Bestimmungen bereits den allgemeinen Bestimmungen einer Musikhochschule entsprachen.
1963
Erhebung zur "Akademie für Musik und darstellende Kunst". Die Klassen künstlerischer Ausbildung kamen an die neue Akademie, die verbliebenen Elementarklassen des Landeskonservatoriums wurden als Landesmusikschule unter der Leitung von Prof. Rupert Doppelbauer weitergeführt. 1976 übernahm Prof. Ferdinand Bogner die Leitung der Landesmusikschule.
1980
Umwandlung der Landesmusikschule in das Konservatorium des Landes Steiermark mit Öffentlichkeitsrecht.
1989
Leitung des Konservatoriums durch Hofrat Prof. Mag. Anton Bärnthaler.
1991
Umbenennung in "Johann-Joseph-Fux-Konservatorium des Landes Steiermark in Graz".
2002
Leitung des Konservatoriums durch Hofrat Prof. Mag. Toni Maier
2005-2009
Generalsanierung des Gebäudes Nikolaigase 2 mit folgenden Meilensteinen: Architektenwettbewerb von Juli bis Oktober 2005, Planungsphase von Jänner 2006 bis März 2008. Der Baubeginn erfolgte im Juli 2008. Ab dem Schuljahr 2009/10 erfolgt der Unterricht wieder im generalsanierten Gebäude, das am 23. September 2009 feierlich eröffnet wurde.
2014
Leitung des Konservatoriums durch Mag. Eduard Lanner
Johann Joseph Fux (1660 - 1741)
"Für die konzertante Aufführung einer gänzlich unbekannten Oper des weithin unbekannten Johann Joseph Fux den Mozartsaal bis auf den letzten Platz füllen zu können, davon hätte bis vor wenigen Jahren in Wien niemand auch nur zu träumen gewagt. Ebensowenig wie irgendjemand dem – meist als steif und verzopft geltenden – Komponisten diesen Überfluss an fesselnder, melodienreicher, ausdrucksstarker, satztechnisch oftmals verblüffender Musik zugetraut hätte, die der Wiener Hofkapellmeister da über eine besonders hübsche Variante des Orpheus-Stoffes ausgegossen hätte ..." – so berichtet der hinter einer Sigle sich verbergende Rezensent der Wiener "Presse" am 12. Juni 1987 u.a. über die Aufführung des Fux´schen "Orfeo" in Wien... (Wolfgang Suppan)
Über den Namensgeber des Johann-Joseph-Fux-Konservatoriums
Über die Kindheit und Jugend von Johann Joseph Fux ist wenig überliefert. In Hirtenfeld, einer kleinen Ortschaft im oststeirischen Hügelland zwischen Nestelbach und St. Marein, wurde er vor mehr als 300 Jahren um 1660 geboren. Geburtstag sowie Geburtsort lassen sich nicht eindeutig nachvollziehen, lediglich eine Gedenktafel aus dem Jahr 1904 erinnert an den Bauernjungen, der einmal zu den bedeutendsten, aber gleichzeitig am wenigsten beachteten Komponisten Österreichs zählen würde. Ein inzwischen verbautes Anwesen beherbergte einst das Fux´sche Geburtshaus und den Stammhof der Familie. An der Rückwand einer nahe gelegenen Kapelle wurde im Auftrag der Gemeinde Langegg ein vom Grazer Maler August Reidl erschaffenes Mosaik angebracht.
Die Spuren seiner musikalischen Ausbildung vor 1680 - dem Jahr, an dem er sich an der Grazer Universität einschrieb - sind nicht mehr nachvollziehbar. Vermutet wird, dass er mit zwölf Jahren als Sängerknabe an die Stadtpfarrkirche Graz-Hl. Blut (kurz Grazer Stadtpfarrkirche) kam, wo er musikalisch ausgebildet wurde und erste Erfahrungen als Musiker bei Festivitäten rund um die Stadtpfarrkirche sammeln konnte. Nach dem Stimmbruch war er ebenfalls als Substitut in Kirchen, Unterhaltungmusiker in Adelskreisen und Instruktor von Scholaren tätig.
Fux‘ kompositorisches Wissen kann keineswegs nur auf autodidaktischen Fähigkeiten beruhen. Als ein möglicher Lehrer kommt darum der vermutlich aus einer Liegnitzer Musikerfamilie stammende Joannes Christophorus Schwabe Silesius in Frage, der ab 1672 als Organist der Barmherzigen Brüder tätig war. Erste kleinere Stücke und Bearbeitungen werden aus der Zeit um 1680 datiert. Schrittweise wagte sich Fux an umfangreichere Kirchenwerke.
Im Mai 1680 schrieb sich Fux an der Universität Graz ein. In dieser von Jesuiten geführten Universität wurde Fux wohl aufgrund seiner bäuerlichen Verhältnisse erst verspätet, aber immerhin sogleich, in die dritte Schulstufe - mit dem Ziel, einen Geistlichen aus ihm zu machen - aufgenommen.
Die nächste dokumentierte Station seines Lebens stammt aus dem Jahr 1681, als Fux in das Internat des Grazer Ferdinandeums aufgenommen wurde. Sein Eintritt in das Konvikt bedeutete trotz verpflichtender Mitwirkung an kirchlichen Zeremonien gleichzeitig Unabhängigkeit, da ihm durch seine musikalischen Tätigkeiten das Schuldgeld erlassen, aber Kost und Quartier zugesichert wurden. Seine Zeit am Ferdinandeum war nur von kurzer Dauer. Strenge Regelungen seitens des Rektorats, die die Aufnahme armer Studierender betrafen, veranlassten Fux dazu, das Ferdinandeum bereits 1681 ohne Zeugnisse oder Abmeldung zu verlassen.
Am 28. Dezember schrieb sich Fux als Student der Logik-Klasse an der Universität Ingolstadt ein, an der er von 1683 bis 1689 studierte - ohne einen Studienabschluss zu erhalten. Zusätzlich arbeitete er ab 1685 als Organist an der katholischen Stadtpfarrkirche Sankt Moritz. Nach seiner Abreise um 1689 bleiben die darauffolgenden Jahre erneut unklar.
Den nächsten zeitlichen Anhaltspunkt bildet das Datum seiner Hochzeit. Am 5. Juni 1696 heiratete der inzwischen 36-Jährige in Wien die sozial höher gestellte Clara Juliana Schnitzenbaum, Tochter des österreichischen Regierungssekretärs Johann Joseph Schnitzenbaum. Zuvor war er bereits als Organist am Wiener Schottenstift, einem Wiener Benediktinerstift, tätig. Im April 1698 wurde er zum kaiserlichen Hofkomponisten von Leopold I. ernannt, wofür er seinen Dienst bei den Schotten aufgab.
Ab dem Jahr 1705 war er zusätzlich als Kapellmeister im Wiener Stephansdom tätig. Unter Joseph I - Leopolds Sohn - erhielt Fux Aufträge für italienische Opern, unter denen sich „Julo Ascanio, Re d'Alba" als erste erhalten hat. Fux schuf innerhalb von 32 Jahren 19 weltliche musikdramatische Werke, die anfänglich zu Namens- und Geburtstagen kaiserlicher Vertreter komponiert wurden. Nach seiner Ernennung zum Hofkapellmeister erhielt er zudem Aufträge für besondere Anlässe wie Hochzeiten und Krönungsfeierlichkeiten. Die Aufführung der Oper „Costanza e Fortezza" gehört aufgrund ihrer prunkvollen Aufführung und einem hohen personellen Aufwand zu den beachtenswertesten Musikereignissen des 18. Jahrhunderts.
Beruflich war Fux mit 55 Jahren am Zenit seines Erfolges angelangt. Bis zu seinem Tod am 13. Februar 1741 blieb ihm das Amt des Hofkapellmeisters erhalten.
Johann Joseph Fux, der eine Synthese aus Stilformen der Vergangenheit und Gegenwart schuf, zählt zu den entscheidenden Komponisten- und Theoretikerpersönlichkeiten des süddeutsch-österreichischen (katholischen) Barock. Nicht außer Acht gelassen werden sollte, dass Wolfgang Amadeus Mozart seine Ideen aufgriff und damit der Wiener Klassik zu ihrem Glanz verhalf.
Neben seinen Aufgaben im rein künstlerischen und administrativen Bereich erwarb sich Fux auch im musikdidaktischen Umfeld einen Namen, wo er 1725 durch die Veröffentlichung seiner Kontrapunktlehre „Gradus ad Parnassum" seine künstlerische Autorität untermauerte. Dieses Werk zeigt sich in hohem Maße für die Rezeptionsgeschichte des Fux'schen Schaffens verantwortlich, erstreckte sich dessen Wirkungskreis doch weit über die Grenzen der Monarchie hinaus. Auch gelegentliche Kritik tat diesem musiktheoretischen Erbe keinen Abbruch. Auf sein Stufenprinzip wird noch heute zurückgegriffen. Selbst große Meister wie Leopold Mozart, Padre Martini, Joseph Haydn, Johann Georg Albrechtsberger und Ludwig van Beethoven zogen Fux‘ Lehrwerk im Musikunterricht heran.
Leider erfuhr Fux im eigenen Geburtsland, der Steiermark, nie die Würdigung, die ihm zustand, denn große Forschungsinitiativen blieben aus. Selbst in Wien, dem Ort seines 40 oder 50-jährigen Wirkens, blieben Privataufzeichnungen eine Seltenheit. Wenig förderlich war ebenfalls die Geringschätzung des bedeutenden Musikwissenschaftlers Eduard Hanslick, der einer Erstellung eines umfangreichen Fux-Werkverzeichnisses wenig Interesse entgegenbrachte. Auch Konzertveranstalter oder Interpreten schlossen sich Hanslicks Meinung an und trugen wenig zur Verbreitung seines Oeuvres bei.
Auch die Erfassung seiner Werke brachte anfänglich Hürden mit sich.
Ludwig v. Köchel (1800-77) begann vier Jahre nach der Veröffentlichung seines bekannten Mozart-Werkverzeichnisses mit seinen Forschungen zu Fux und veröffentlichte die Bücher „Die kaiserliche Hof-Musikkapelle in Wien von 1543 bis 1867" (1869) sowie „Johann Josef Fux. Hofcompositor und Hofkapellmeister der Kaiser Leopold I., Josef I. u. Karl VI. von 1698 bis 1740" (1872). Sein Werkverzeichnis von 1872 wurde durch mehrere Autoren korrigiert und erweitert.
Die nächsten Versuche einer angemessenen Würdigung fanden erst durch die 1955 gegründete „Johann-Joseph-Fux-Gesellschaft" mit Hellmut Federhofer als Editionsleiter statt. Das Vorhaben, sämtliche Werke zu erfassen, gelang aufgrund fehlender finanzieller Mittel nur zum Teil.
1992 erfolgte die Wiederaufnahme dieses Vorhabens durch die Initiierung eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts mit dem Namen „Neufassung Köchel Fux" mit Sitz in der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz. Das insgesamt vier Jahre andauernde Projekt verfolgte die Idee einer vollständigen Quellenerfassung mit einer schriftlichen Ausfertigung und Drucklegung der Fux'schen Werke. Dieses wissenschaftliche Projekt ging in die Verlängerung und fand 2016 mit der Publikation „Thematisches Verzeichnis der Werke von Johann Joseph Fux" von Thomas Hochradner (Universität Mozarteum Salzburg) seinen Abschluss.
Isabelle Lena de Terry, BA MA
Verwendete Quellen:
Flotzinger, Rudolf (Hg.): Johann Joseph Fux: Leben - musikalische Wirkung - Dokumentation, Graz: Leykam 2015.
Hochradner, Thomas. (2016). Thematisches Verzeichnis der Werke von Johann Joseph Fux: Völlig überarbeitete Neufassung des Verzeichnisses von Ludwig Ritter von Köchel (1872), Band I, Wien: Hollitzer Wissenschaftsverlag.
Naredi Rainer, Ernst: Gichtgeplagt, hochgeehrt, halbvergessen, in: Kleine Zeitung, 06.01.1985, S. 6.
O.A: Fux-Gedenkstätte in Hirtenfeld feierlich enthüllt, in: Kleine Zeitung, 20.09.1960, S. 9.